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An Worten mangelt es ja wirklich nicht. Wir haben eine Massenproduktion von Worten. Wieviele sind das, die jeden Tag in allen Medien auf die Welt losgelassen werden? Trilliarden? Wenn wir so weiter machen, steht auf dem Grabstein der Menschheit: Am Ende Ende war das Wort.

Wir brauchen eine Massenproduktion von Taten.

Uneitle schlichte Taten ohne Aggressionen. Das ist unser Problem. Das ist mein Problem.

Ich bin ja auch einer von denen, die alles superschlau hin und her wenden und sich dann vor lauter Argumenten nicht entscheiden können, was sie als nächstes tun sollen. Dagegen helfen manchmal nur Banalitäten. Mir fällt dieser Typ ein, den ein Freund mitgebracht hatte, um uns gemeinsam den Kopf zu zerbrechen über unsere Optionen, nachdem unsere planlose Studentenzeit abgelaufen war. Nach einem meiner Sermone sagte er nur: "Ich versteh das alles. Aber weißt du, fang doch einfach mal mit einer Sache an." Ich war damals ziemlich sauer.

Aber der Schlauberger hatte ja recht. Jetzt stecke ich mit Millionen anderen wieder in der Blockade. Was tun?

Der Unterschied ist der: Wir müssen diesmal viele verschiedene, scheinbar zusammenhanglose Dinge gleichzeitig tun. Das ist unsere Chance.

Es ist nicht schwer, Spielräume auszunutzen, in denen wir eine Wahl haben. Biotomaten statt Treibhaustomaten zu kaufen, ist nichts, worauf man stolz sein könnte. Dazu gehört wirklich nichts außer 50 Cent mehr. So what?

Entscheidend sind die Kampfzonen, in denen dieses System so unüberwindbar wie eine Kreuzritterburg wirkt. Wo es scheinbar in Paragraphen und Verträgen einbetoniert ist. Frontal schleifen wir die Burg nicht. Das geht nur mit einer Kulturguerilla, die dieses System ad absurdum führt, wo immer sich eine Lücke auftut. Es gibt genug Lücken. Action.

One, two, three - hit.

              

Aus: ALLES AUF NULL: Gebrauchsanweisung für die Wirklichkeit. Edition Nautilus 2011. ISBN: 978-3894017477

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