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Das ist alles nicht neu. Tausende Male gedacht. Versucht. Gescheitert.

Die einen scheitern in der Affirmation des Systems, die anderen in den Hundehütten des Dogmatismus. Manche sogar in beidem. Das kann man niemandem vorwerfen. Jeder von uns scheitert jeden Tag irgendwo.

Aber wir sind dennoch weiter als vor vierzig, vor hundert oder vor zweihundert Jahren. Wir wissen, was nicht geht. Wir sind nicht mehr naiv, die Dystopien können alle wahr werden. Wir können auch diesmal scheitern. Und noch x-mal.

Das ist alles kein Grund, es nicht wieder zu versuchen. Es gibt genug Leute, denen wir, die wir noch Spielräume haben, es schulden, diesem System seinen Platz in den Annalen der Geschichte zuzuweisen. Der Kapitalismus wird sowieso ein Ende haben wie jede andere Epoche auch. Dann lieber morgen als übermorgen.

"Wir haben dabei nichts zu verlieren als die Langeweile", schrieb Vaneigem 1967. Die Langeweile ist nicht mehr unser Problem, weil wir sie in der 1000-beats-per-minute-Welt gar nicht bemerken können.

Wir haben nichts zu verlieren als unsere Angst vor dem Scheitern.

Wenn wir die verlieren, sind wir unbestechlich.

Und wir können sie verlieren, wenn wir erst mal merken, dass es überhaupt ein Wir gibt. Das Leben ist gerade kein Marathonlauf, den jeder für sich runterreißen muss, mit dem er sich und anderen etwas beweisen will.

Es gibt nichts zu beweisen. Wir sind schon frei, nicht erst am Tag X, wenn sich unsere vermeintlichen Investitionen auszahlen sollen, die uns einen faulen Kompromiss nach dem anderen eingehen lassen. Wir müssen unseren Arsch hoch-bekommen und losgehen.

Kompromisse war gestern.

              

Aus: ALLES AUF NULL: Gebrauchsanweisung für die Wirklichkeit. Edition Nautilus 2011. ISBN: 978-3894017477

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